Ein wesentlicher Schritt in der Stärkung und Weiterentwicklung von Linz als „Medienkunststadt“ ist der Erwerb des Archivs von VALIE EXPORT, der in Linz geborenen, weltbekannten feministischen Medien- und Performance-Künstlerin, sowie die Einrichtung des VALIE EXPORT Center in der Tabakfabrik. Mit dem Archiv der Ars Electronica – eines der weltweit umfangreichsten Archive zur digitalen Medienkunst – werden in Linz also zwei der international bedeutendsten Medienkunstarchive beheimatet sein.
Das VALIE EXPORT Archiv enthält Kunstwerke, Skizzen, Entwürfe, Negativmaterialien, Werk- und Ausstellungsdokumentationen, Korrespondenzen, Fotodokumentationen, Plakate und Bücher und wird in den Sammlungsbestand des LENTOS Kunstmuseum eingebracht, wo es musealen Grundsätzen entsprechend verwendet und aufbewahrt wird. Das VALIE EXPORT Center – Forschungszentrum für Medien- und Performancekunst wird in Kooperation mit der Kunstuniversität Linz betrieben und ist der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Zugänglichmachung des Archivs gewidmet. Es soll auch Impulse für die künstlerische, wissenschaftliche und vermittlerische Auseinandersetzung mit Medien- und Performancekunst weltweit liefern und als Ausgangspunkt für Forschungstätigkeiten Dritter fungieren bzw. diese ermöglichen und unterstützen.
Während VALIE EXPORT in erster Linie mit den Medien Fotografie, Film und Video arbeitet, ist das Archiv der Ars Electronica eine Chronik der computergestützten Kunst. Der Bestand der Ars Electronica ist ein vielfältiges Konglomerat an künstlerischen Arbeiten, Dokumentationen von Projekten, Ausstellungen und Aktivitäten im breiten Feld der internationalen Medienkunst. Es umfasst Dokumentationen des Ars Electronica Festival seit 1979, das Archiv des Prix Ars Electronica mit den Einreichungen der KünstlerInnen sowie Dokumentationen zu Projekten des Ars Electronica Futurelab und zu internationalen Ausstellungen. Es bietet nicht nur einen repräsentativen Querschnitt durch das weite Felds der Medien- und digitalen Kunst, sondern auch einen historischen Abriss ihrer Trägermedien und -formate, aus denen die Arbeiten vielfach ihre Erscheinungsform beziehen. Mit Beiträgen zu den Themenbereichen Computergrafik, Computeranimation, Computer- und digitale Musik, interaktive Kunst, Netzkunst, Software, Mixed Realities, Medien-Performance, Bio Art und Robotik werden sowohl explizit ästhetische Strategien als auch implizit die ihnen zu Grunde liegenden technischen Bedingungen dokumentiert. Es wurde ein serverbasiertes digitales Archiv entwickelt, das sich auf eine komplexe Datenbankstruktur mit Metadaten und verknüpften Digitalisaten (Video, Audio, Bild, Text) stützt.
Beide Archive sehen sich mit denselben Herausforderungen konfrontiert: die Diversität der Trägermedien, die aufwändige Digitalisierung von Printmedien, die Komplexität der Langzeitarchivierung, die öffentliche Zugänglichmachung (online und physisch) für Forschungs- und Studienzwecke.
Zum Weiterlesen:
Interview mit VALIE EXPORT